Über einige Jahre war es in der Schweiz günstiger, eine Wohnung zu kaufen, statt sie zur Miete zu beziehen, stellt Michael Oehme fest. Dieser Trend kippt derzeit und stößt auf einen Markt, in dem es ohnehin schon zu wenige Wohnungen zur Miete gibt. „Eine Trendumkehr ist nicht zu erkennen, da einer steigenden Nachfrage ein weiter sinkendes Angebot gegenübersteht“, meint Michael Oehme,Gallus.
Einer Berichterstattung in der Neue Zürcher Zeitung (NZZ) ist es zu verdanken, dass man auf eine Trendumkehr im Wohnungsbereich aufmerksam gemacht wird. Danach stehen in der Schweiz fast 10.000 Wohnungen weniger leer als noch im Vorjahr. Insgesamt sind es rund 61.500 Wohnungen, die unvermietet sind. Dabei war laut NZZ im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2009 ein deutlicher Rückgang zu erkennen gewesen.
„Was die Verteilung dieser leerstehenden Wohnungen anbelangt, lassen sich gravierende regionale Unterschiede erkennen. Gerade in Metropolen wie Zürich, Basel oder Genf finden sich nahezu keine Wohnungen, die angemietet werden können. Die Gründe für den Rückgang sind unterschiedlich und sollen in diesem Beitrag herausgearbeitet werden“, so Michael Oehme, Gallus.
Michael Oehme Schweiz: Wohnungsleerstand mit großen regionalen Unterschieden
„Besonders das Tessin, die Ostschweiz und die Zentralschweiz stechen dabei bei den Rückgängen heraus. In der Ostschweiz war es besonders der Kanton Aargau, bei dem mehr als 1300 Wohnungen vermietet werden konnten. Die Kantone Jura und Solothurn konnten dagegen weniger rückläufige Zahlen vermelden“, erklärt Michael Oehme, Gallus, mit Bezugnahme auf aktuelle Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BfS), Schweiz.
In absoluten Zahlen gäbe es dabei mit 8633 Einheiten in Bern den größten Wohnungsleerstand. In Bern leben rund 133.000 Menschen. Bern wird «Bundesstadt» genannt und nimmt für die Schweiz die Funktion der Hauptstadt wahr. Es ist als Sitz der städtischen und grosser Teile der kantonalen sowie eidgenössischen Verwaltung das grösste Zentrum öffentlicher Verwaltung des Landes (Quelle: Wikipedia).
Fehlende Bautätigkeiten führen zu Wohnungsmangel
„Die Credit Suisse, eine der wichtigen regionalen wie überregionalen Banken in der Schweiz, veröffentlicht dabei regelmäßig Studien über die Entwicklung am Schweizer Immobilienmarkt“, so Michael Oehme. Als einen wichtigen Punkt hat sie dabei herausgearbeitet, dass es in der Schweiz schlicht zu wenig Bautätigkeit gibt. Dies würde nicht nur dazu führen, dass es immer weniger Angebot im Mietwohnungsbau gibt, sondern auch dazu, dass die Preise für Wohneigentum aufgrund des ebenfalls fehlenden Angebotes immer weiter anziehen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Bautätigkeiten 2019 ihren Zenit überschritten hätten und seither weiter abnähmen. „In den vergangenen zwei Jahren seien dabei insgesamt 4800 Wohnungen weniger bewilligt worden als in den zwei Jahren zuvor. Da sich aber gleichzeitig auch die Nachfrage erhöht hätte, entstünde nun ein gewisser Druck auf den Markt“, erklärt so Michael Oehme, Gallus.
Michael Oehme Schweiz: Bevölkerungswachstum als Treiber
„Dass die Schweiz dabei ein klassisches Einwanderungsland ist, zeigt sich nicht erst seit der erhöhten Nachfrage in Folge der toleranteren Corona-Politik“, so Michael Oehme. Vielmehr genieße die Schweiz schon seit Jahren einen guten Ruf als Einwanderungsland für Arbeitskräfte aus Europa, aber auch weltweit. Danach ist die Schweiz im Hinblick auf die Bevölkerung seit 2002 jährlich um circa ein Prozent gewachsen. Die Bevölkerungszahl legte in den vergangenen 20 Jahren um 1,4 Millionen Menschen zu und beträgt jetzt mehr als 8,7 Millionen. Im ersten Halbjahr 2022 fanden netto knapp 38.000 Menschen den Weg in die Schweiz. Im vergangenen Jahr war der Zuwachs netto, also abzüglich der Menschen, die das Land verließen 61.000.
Diese Form der Einwanderungspolitik kann als durchaus stabil bezeichnet werden. Ins Land kamen auch 55.000 Ukrainerinnen und Ukrainer. Diese wurden in den ersten Monaten überwiegend in von den Kantonen und Gemeinden angebotenen Unterkünften oder bei Privatpersonen untergebracht. Mittelfristig dürfte diese Zielgruppe jedoch ebenfalls in den Wohnungsmarkt vordringen, denn die Nachfrage steigt um so mehr, je länger die Flüchtlinge in der Schweiz verbleiben. Hinzu kommt auch, dass sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer einen Arbeitsplatz suchen.
Michael Oehme Schweiz: Trends dürften sich fortsetzen
„Glaubt man den Ausführungen der Credit Suisse, womit man gut beraten wäre, dürften sich die aufgezeigten Trends – nämlich weiterer Wohnungsmangel und steigende Preise – also fortsetzen“, erklärt Michael Oehme, Gallus. Zumal die Studie der Großbank auf einen weiteren Umstand aufmerksam macht: Denn als Auslöser für geringe Bautätigkeiten sei auch die wachsende Bodenknappheit zu nennen. Das revidierte Raumplanungsgesetz, aber auch Entscheide von Kantonen und Gemeinden hätten nämlich dazu geführt, dass immer weniger Bauflächen zur Verfügung ständen.
Die Möglichkeit zum Wachsen „in die Breite“ sei also eingeschränkt, Verdichtungsprojekte würden an deren Stelle treten – aber auch diese seien nicht unendlich vorhanden. „Der Trend hin zu weniger leerstehenden Wohnungen dürfte folglich anhalten“, zitiert Michael Oehme, Gallus abschließend die NZZ in ihrer Ausgabe vom 12. September dieses Jahres.