Der Schweizer Immobilien-Experte Michael Oehme, Gallus vergleicht die weltweiten Preisrückgänge in der Immobilienbranche mit der Schweiz. „Dass es auch anders geht und warum der Schweizer Franken für Investoren ein sicherer Hafen ist, zeigt die Schweiz. Doch von ihr zu lernen, würde ein massives Umdenken erfordern“, meint Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme.
Michael Oehme Gallus: Shutdown abgewiesen – wieder im letzten Moment
„Droht den USA der Staatsbankrott? (…) Demokraten und Republikaner ringen in den USA weiter um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Erinnerungen an das Jahr 2011 werden wach. Damals stufte die Agentur S&P das US-Rating herab – mit massiven Folgen an den Finanzmärkten“, zitiert der Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme die Neue Zürcher Zeitung. Die Staatspleite ist zumindest vorerst abgewendet. Aber eben nur, indem der US-Senat einmal mehr für die Aussetzung der Schuldenobergrenze plädierte. Was aber auch heißt, die USA verschulden sich weiter und weiter. Das Zugeständnis kam erst, nachdem US-Präsident Joe Biden vor den katastrophalen Auswirkungen des Zahlungsausfalles gewarnt hatte.
Die Frankfurter Rundschau zitierte hierzu die US-Finanzministerin Janet Yellen, wonach wegen der Vorreiterrolle der USA weltweite wirtschaftliche Konsequenzen drohten. „So kann man es auch ausdrücken. Gemeint ist wohl eher, dass der Ausfall der Leitwährung US-Dollar, mit der viele Länder ihre internationalen Geschäfte abwickeln (müssen), zu einer Art Tsunami führen könnte, zumal dann, wenn der Wert des US-Dollar in einer massiven Talfahrt endet. Schon jetzt schafft der Dollar seit Längerem gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken keine Währungsparität mehr“, so Michael Oehme, Gallus.
Michael Oehme: Gravierende Zahlen – nicht nur für Schweizer Immobilien
„Fakten über das US-Fiasko sendete das Schweizer Radio in seinem morgendlichen Wirtschaftsteil“, merkt Michael Oehme, Gallus an. Danach ist der Schuldenberg der USA inzwischen auf 31 Bio. US-Dollar angestiegen. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren lag er noch bei fünf Billionen US-Dollar. Vor 22 Jahren war der Staatshaushalt der USA, wenngleich zum letzten Mal, sogar positiv. Was gravierender ist als die reinen Zahlen, ist die Tatsache, dass die Schuldenquote inzwischen 125 Prozent des Bruttoinlandsproduktes beträgt. Die Schulden sind damit grösser als die US-Wirtschaftskraft, was eine gefährliche Entwicklung darstellt. „Dass die USA dennoch nicht weiter abgewertet werden, liegt an den Rating-Agenturen. So merkten die Redakteure des SRF mit einem offensichtlichen Schmunzeln an, dass diese den USA dennoch gute Noten gäben, auch die Kreditwürdigkeit wird als positiv eingestuft, was wohl auch daran läge, dass der Sitz aller großen Ratingagenturen wie Standard & Poor, Moody`s und Fitch in den USA wäre. In der Schweiz darf man eben noch seine Meinung sagen, auch öffentlich“, so der Schweizer Immobilien-Experte Michael Oehme.
Steigende Zinsen führen zum Ausbluten des Haushalts
Mit der dargestellten Schuldenquote liegt der US-Staatshaushalt höher als einige verschuldete europäische Länder wie Portugal (123 Prozent), Spanien (116 Prozent) und Frankreich (113 Prozent), aber unter Griechenland (171 Prozent) und Italien (144 Prozent) (Quelle: Handelsblatt). Vollkommen dramatisch sind die Zahlen von Japan, für das für 2023 eine Schuldenquote von 258,19 Prozent prognostiziert wird. Deutschland, immer noch Musterschüler, liegt bei einer Verschuldungsquote von rund 66 Prozent, muss jedoch – übertragen gesehen – die hohen Schulden der anderen EU-Länder im Rucksack mittragen.
Die Schweiz muss dagegen nicht einmal eine Schuldenlast von 30 Prozent verkraften und ist zudem geldpolitisch autark. Dank der historisch starken Wirtschaftskraft hat sich für die USA das Schuldenproblem dabei nie als Problem erwiesen. Dies auch vor dem Hintergrund, als das amerikanische Weltinlandsprodukt (WIP) seit 1970 zwar kontinuierlich zurückging – aber inzwischen wurde dieser Wert überkompensiert von der Tatsache, welchen Anteil amerikanische Firmen in der internationalen Weltwirtschaft haben. Hierauf macht einer der führenden Kapitalismuskritiker der USA, der (dennoch) anerkannte Professor Emeritus Noam Chomsky (u.a. Massachusetts Institute of Technology – MIT) aufmerksam. In seinem jüngsten Buch «Konsequenzen des Kapitalismus» schreibt er:
„Inzwischen gewinnt ein anderer Maßstab für Macht eines Landes immer größere Bedeutung, nämlich der Anteil am WIP, der von US-Unternehmen gehalten wird. Und dieser Prozentsatz ist absolut verblüffend. (…) Und inzwischen sind die Statistiken gut. Sie zeigen, dass sich 50 Prozent des WIP in der Hand von Konzernen mit Sitz in den USA befinden, obwohl die USA als Land, das heißt mit ihrem eigenen BIP, an diese Zahl nicht einmal annähernd herankommen.“ „Dies lässt natürlich Rückschlüsse zu, wie wirtschaftlich leistungsfähig die USA wirklich ist. Und zudem sitzen die Amerikaner an einem weiteren wichtigen Hebel: Denn sie können zur Finanzierung ihrer Schulden jederzeit die Notenpresse anwerfen und die ganze Welt muss mitspielen“, meint der Schweizer Immobilien-Experte Michael Oehme. Das allerdings holt sie derzeit massiv ein. Denn steigende Zinsen führen dazu, dass immer mehr Geld aus dem Haushalt für Zinszahlungen aufgebracht werden muss. Sollten diese auf vier Prozent anziehen, ein derzeit schon fast realistisches Szenario, dürften sie mehr als eine Billion US-Dollar ausmachen. Für die Schweizer Zeitschrift Blick eine Entwicklung, die massive Auswirkungen auf den Finanzmarkt hat. So auch massiv auf die Wertentwicklung des Euro.
Michael Oehme: Schweizer wenig betroffen – gut für Immobilien
Während, wie dargestellt, die Zinslast in der Eurozone und international steigt und sich gleichzeitig die Verschuldungsquote erhöht, geht die Schweiz entspannt in die kommenden Jahre. Denn die Schweiz gehört zu den am wenigsten verschuldeten Ländern der Welt und liegt im Zinsschnitt immer noch deutlich unter europäischem Niveau. „The Onliner“ (eine Schweizer Finanz-Plattform) schreibt dazu: „Die Gesamtverschuldung der Schweiz stieg 2022 um 4,7 % auf 211 Milliarden CHF, aber die gezahlten Zinsen haben sich mehr als verdoppelt. Den Schweizer Steuerzahler dürfte dies kaum stören, denn die Zinskosten des Landes stiegen von einem Rekordtief (!) von 630 Millionen CHF im Jahr 2021 auf fast ebenso unbedeutende 1,3 Milliarden CHF, etwa 0,2 % des BIP, verglichen mit 0,8 % in Deutschland im Jahr 2022.“ Die Schweiz sei damit in einer komfortableren Situation als viele andere Länder und eine Abschwächung des Schweizer Franken und des wirtschaftlichen Umfelds – so auch im Immobiliensektor – nicht zu erwarten, merkt der Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme abschließend an.