Während weltweit die Immobilienpreise sinken, legte die Schweizer Immobilienbranche in den ersten beiden Quartalen nochmals zu, stellt Michael Oehme fest. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe, die aber direkt mit dem Zinsniveau in Verbindung stehen. „Die Entwicklung der Immobilienpreise in der Schweiz entzieht sich der Logik, wonach steigende Zinsen auch einen Rückgang der Nachfrage bedeuten. Allerdings stieg in den vergangenen zwölf Monaten das Zinsniveau in der Schweiz nur mäßig – während die Nachfrage aufgrund des starken Bevölkerungszuwachses steigt. Offenbar kompensiert ein Trend den anderen“, meint Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme.
Michael Oehme, Gallus: Schweiz steuert auf Wohnungsknappheit zu
„Der Wohnungsneubau in der Schweiz ist erkennbar rückläufig. Viele in der Schweizer Immobilienbranche tätige Unternehmen wollen zunächst einmal die weitere Entwicklung abwarten“, meint Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme. Dabei gäbe es genug Nachfrage. „Die Schweiz steuert auf eine Wohnungsknappheit zu“, titelte denn auch unlängst die Immobilienplattform newhome und kommentierte „Das Thema Wohnen oder gar die Gefahr einer neuen Wohnungsnot sind jetzt auch politisch ganz oben auf der Traktandenliste“ und stellte fest, dass die Leerwohnungskennziffer 2022 auf den tiefen Wert von 1,31 Prozent sank und damit – laut dem Bundesamt für Statistik – den stärksten Rückgang seit 20 Jahren verzeichnete. „Die fehlende Bautätigkeit steht also im Widerspruch zur Nachfrage“, meint Michael Oehme.
Michael Oehme, Gallus: Weiter steigende Preise in der Schweizer Immobilienbranche
„Dabei stiegen die Immobilienpreise in der Schweiz auch in den ersten beiden Quartalen 2023 erneut“, sagt Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme. Schön ablesen kann man dies aus dem Schweizerische Wohnimmobilienpreisindex (IMPI) des Bundesamtes für Statistik (BFS). Danach stiegen die Preise im 2. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal um 1,2 %. Gegenüber dem gleichen Quartal im Vorjahr betrug die Teuerung 2,4 %. Auch im ersten Quartal waren Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser schon teurer geworden. „Dies steht im Gegensatz zum europäischen und internationalen Umfeld, denn hier sinken die Preise für Wohneigentum spätestens seit dem Jahreswechsel – teilweise deutlich“, so Michael Oehme. So fielen die Preise seit dem jüngsten Höchststand in 2022 in den USA um 2,3 %, in Deutschland um 4,8 %, in den Niederlanden um 5,3 % und in Schweden und Neuseeland gar um etwa 14 %.
Michael Oehme, Gallus: Zinsen drücken auf Immobilienumsatz
„Wie in anderen Ländern auch haben Zinserhöhungen in der Schweiz zunächst auf die Bereitschaft von Kaufinteressenten gedrückt, eine Bauhypothek aufzunehmen“, merkt Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme an. Deren Konditionen waren im Umfeld der anziehenden Inflationsraten und der Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gestiegen. Nach einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,8 % in 2022 – also einem Wert deutlich unter europäischem oder internationalem Niveau – ist die Inflationsrate in der Schweiz jedoch im freien Fall und betrug im Juli 2023 gerade einmal 1,6 % … „Und sicher wird der ein oder andere Kaufinteressent aufgrund einer schwer abschätzbaren Entwicklung eher Zurückhaltung üben – aber die Zielgruppe der Immobilieninteressenten ist weiterhin groß und das Angebot im Gegenzug überschaubar. Marktteilnehmer fürchten daher nicht, dass neue Wohnungen und Häuser keine Käufer bzw. Mieter finden“, so Oehme.
Von Vorteil ist hierbei auch, dass die Schweizer überdurchschnittlich vermögend sind. Laut „Global Wealth Report“, mit einem Besitz von 685.000 US-Dollar je Erwachsenen sogar die vermögendsten Bürger der Welt. Dass dies an der Größe des Landes liegt, kann man dabei unberücksichtigt lassen. Denn an zweiter Stelle folgt die USA mit einem Vermögen von 551.400 US-Dollar je Erwachsenen. Auf den folgenden Plätzen finden sich Hongkong, Australien und Dänemark. „Die Schweizer sind also in einer hohen Zahl gut aufgestellt, Immobilien erwerben zu können, zumal sich deren Preise im Verhältnis zum Einkommen längst nicht so entfernt haben wie in anderen Ländern“, meint Gallus-Immobilienexperte Michael Oehme.
Michael Oehme, Gallus: Handwerk hat goldenen Boden
Einen weiteren Vorteil sieht Immobilienexperte Oehme in dem Bildungssystem. Denn die Schweiz setzt aufs Handwerk. Gerade einmal 20 % der Schülerinnen und Schüler haben Hochschulreife (Deutschland 51 %). Handwerk, wie akademische Berufe, sind gleichwertig anerkannt. Einen echten Handwerkermangel gibt es also nicht. Die Einkommen sind dabei in allen Gehaltsgruppen etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Arbeitslosenquote beträgt 1,9 % (Juli 2023), faktisch Vollbeschäftigung. Zwar stöhnt die Bauwirtschaft – wie andere Branchen auch – über zu wenige Fachleute, doch die Attraktivität zieht weiterhin Menschen aus der ganzen Welt an – so auch aus Deutschland. Von dem weltweiten Know-how profitiert die Schweizer Immobilienbranche. Und während einige Arbeiter und Angestellte während des Corona-Lockdowns dem Arbeitsplatz fernbleiben mussten, war die Baubranche ausgenommen. „Der Schweizer Politik ist klar, dass Wohnungen und Häuser fehlen“, sagt Oehme.
Michael Oehme, Gallus: Resümee von der Schweizer Immobilienbranche
Anders als in Deutschland, trifft in der Schweiz ein knappes Angebot an Immobilien auf eine Käuferschaft, die überdurchschnittlich zahlungskräftig ist. Die Baufinanzierungskonditionen haben sich nur unwesentlich erhöht. Auch Bauträger finden Kredite, die durchaus bezahlbar sind. Wiederum anders ausgedrückt: Kaufinteressenten in der Schweiz können sich Immobilien noch leisten. Zumal sich die Kaufpreise nur moderat entwickelt und sich nicht von den Einkommen entfernt haben. Für den Gallus-Immobilienexperten Michael Oehme steht damit fest, dass die Immobilienbranche in der Schweiz damit weiterhin zu den prosperierenden Wirtschaftssegmenten zählen wird.